Das Wachsen der Bilder
Scherbenarbeiten von Karin Hubert
bis 3.10.2021
Über fünf Jahrzehnte arbeitete die Graveurin Karin Hubert mit Glas, Metall und allen Arten von Fundstücken. Prägnantes Motiv ihrer Arbeiten sind die in Metallnetzte eingesponnenen Glasscherben. Diese „Scherbenarbeiten“ legen Zeugnis von Karin Huberts intensiver Auseinandersetzung mit der Welt der Märchen, der Philosophie und den Phänomenen der Natur ab. Als sie am 10. September 2020 im Alter von 80 Jahren starb, hinterließ die Künstlerin einzigartig poetische Werke deren aus Fragmenten zusammengestelltes Ganzes einen eigenen Kosmos bildet. Ihre Arbeiten beeinflussten die zeitgenössische Gravur nachhaltig. Bis zum 3. Oktober sind ausgewählte Arbeiten der bedeutenden Glaskünstlerin in der Glashütte Gernheim zu sehen.
Karin Hubert (1939-2020) gilt als eine der bedeutendsten Glaskünstlerinnen der Gegenwart. Der wechselvolle Lebenslauf der Künstlerin führte sie von ihrer Geburt in Holzminden über die Ausbildung in Zwiesel, das Studium der Bildhauerei an der Münchener Akademie nach Oberbayern und Tschechien und schließlich nach Norddeutschland.
Obwohl ihre Anfänge in der Studioglasbewegung liegen, ist ihre Kunst ein singuläres Phänomen. Hubert folgte keiner Strömung. Ihre Arbeiten sind zumeist autonome Glasbilder: Losgelöst von der geschlossenen Glasfläche, sind es die Splitter, Scherben und Fundstücke, die mit feinem Draht in einem Zusammenspiel aus Halten und Gehaltenwerden ein fragiles, doch zugleich kraftvolles Ganzes bilden. Oft scheinen ihre Werke mit den Betrachtenden in einen Dialog zu treten: Hubert bediente sich dazu unter anderen der Sprache und der Symbole von Märchen und Sagen, die sie jedoch in einen neuen Bezug einspinnt: Sie erscheinen vertraut und fremd zugleich. Die Künstlerin setzte das Zerstörte, das Zersplitterte, das Verlorene oder Weggeworfene neu zusammen und verlieh ihm Eigensinn und ästhetischen Reiz. Damit klingt in ihren Werken auch eine durch die buddhistische Philosophie inspirierte Idee des Werdens und Vergehens an.