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Glasmacher bei der Arbeit am Glasofen

Schauproduktion

Sich beim Besuch vom Material Glas und dem Geschick unserer Glasmacher:innen faszinieren lassen oder in einem Kurs sogar selbst ein Gespür für das Handwerk bekommen? Das alles ist in der Glashütte Gernheim möglich.

Glasstudio

Seit 1998 arbeiten am Gernheimer Ofen Glasmacherinnen und Glasmacher in einem modernen Glasstudio. Der Glasturm, heute ein seltenes Industriedenkmal, ist der einzige seiner Art, der noch in der ursprünglichen Funktion genutzt wird. Während der Museumsöffnungszeiten wird am Ofen vor den Augen der Besucherinnen und Besucher gearbeitet.

Schleiferei

Im Anschluss an den Glasturm steht die Schleiferei zur Besichtigung: Sie präsentiert einen Einblick in die kalten Veredelungstechniken, angefangen von Schliff und Gravur über Malerei bis hin zu Vergoldung, Beizen oder Bedampfen.

Glasstudio

Seit 1998 arbeiten am Gernheimer Ofen Glasmacherinnen und Glasmacher in einem modernen Glasstudio. Der Glasturm von 1826, heute ein seltenes Industriedenkmal, ist der einzige seiner Art, der noch in der ursprünglichen Funktion genutzt wird. Während der Museumsöffnungszeiten wird am Ofen vor den Augen der Gäste gearbeitet: Mit den traditionellen Werkzeugen wie pfeife, Eisen, Scheren und Pinzetten formen die Glasmachenden das zähflüssige Glas. Die Techniken, die sie dazu anwenden, sind 2000 Jahre alt. Was so schwerelos scheint, ist lang trainiert: Um die traditionellen Techniken perfekt anzuwenden, müssen sie mindestens zehn Jahre eingeübt werden.

Im Studio werden heute Gläser nach historischem Vorbild für den Museumsshop angefertigt. Auch Kunstobjekte entstehen in der Zusammenarbeit von Kunstschaffenden und Glasmachenden. Auch für Ausstellungen am Standort werden im Studio Gläser geblasen.

In Kursen können Interessierte erste Versuche im Umgang mit Glas unternehmen, in Workshops vermitteln erfahrene Glasmachende ihr Wissen. All das dient dazu, das komplexe Handwerk lebendig zu erhalten. Die „manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas “ wurde 2015 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Besucherinnen und Besucher sind herzlich zum Zusehen eingeladen!

Glasturm

Der imposante Ziegelturm, auch Glasturm oder Tafelturm genannt, wurde als zweite Hütte 1826 errichtet. An dem im Turm errichteten Ofen wurde Tafelglas im Mundblasverfahren hergestellt. Unter dem Turm verläuft en noch begehbarer Schürgang, der unter den Ofen führt.

Seine eigentümliche, konische Form verdankt der Glasturm englischen Vorbildern: Firmengründer Fritz Schrader eignete sich wahrscheinlich auf einer Englandreise das Wissen um diese neuartige Konstruktion an. Die konische Anlage verstärkt den Kamineffekt: Die Luft – und damit der Sauerstoff – zog durch den Schürgang in das Feuer im Ofen und dann nach oben zur Turmöffnung wieder ab. Brennmaterial und Temperatur wurden effektiv genutzt, die Schmelzzeiten verkürzten sich.

Der heute genutzte, moderne Ofen des Glasstudios ist in das rekonstruierte Gewölbe des letzten historischen Schmelzofens von 1892 eingebaut. Die Arbeitsbühne, auf der die Glasmacher:innen arbeiten, folgt historischen Vorbildern. Sie erleichtert es, die Schwerkraft für die Glasherstellung zu nutzen: Mit der Pfeife, einem langen Metallrohr, wird flüssiges Glas aus dem 1200 °C heiße Ofen entnommen. Nach dem ersten Blasen entsteht das Külbel, eine kleine Blase. Diese Blase wird immer wieder mit heißem Glas überfangen und weiter aufgeblasen, bis der Ballon groß genug ist und genug Glas für die weitere Bearbeitung enthält. Glasmacher und Glasmacherin wissen also von Beginn des Prozesses an, welche Arbeitsschritte ihr Werkstück benötigt, um die endgültige Form zu erhalten. Für das Blasen von Zylindern z.B. kann er oder sie das Glas von der Pfeife nach unten sacken lassen. So wird das Formen vor allem von schweren Stücken erleichtert.

Schleiferei

Im Anschluss an den Glasturm steht die Schleiferei zur Besichtigung. Sie präsentiert einen Einblick in die kalten Veredelungstechniken, angefangen von Schliff und Gravur über Malerei bis hin zu Vergoldung, Beizen oder Bedampfen.

Früher wurden Schleifmaschinen grundsätzlich mit Wasserkraft, in Gernheim über 40 Jahre mit einem Pferdegöpel und ab 1868 mit einer Dampfmaschine über Transmissionen betrieben. Die Graveur:innen arbeiteten an sogenannten Trempelzeugen – fußbetriebene Gravurböcke, die an frühe Nähmaschinen erinnern.

Überfangscheiben

Durch den Schliff entstehen prächtige Dekorscheiben, die sogenannten „Überfangscheiben“ oder „Friesecken“, die schon früher hier hergestellt wurden. Die Ornamente werden in mundgeblasenes Flachglas geschliffen, dass aus einem Klarglas mit einer dünnen Schicht Farbglas besteht. Auf der farbigen Seite wird geschliffen, sodass am Ende das helle Dekor aus der farbigen Schicht heraussticht.

Mit Hilfe der Gravurmaschinen werden zarte Motive in das Glas geschnitten. Von dekorativen Friesen bis hin zu Landschaften reicht das Spektrum. In Zusammenarbeit von Hütte und Gravurwerkstatt konnte auch die Graal-Technik in Gernheim weiterentwickelt werden: Mundgeblasene Rohlinge aus mehreren farbigen Glasschichten werden im kalten Zustand graviert. Abschließend wird der Rohling wieder aufgetempert, um noch einmal mit klarem Glas überfangen zu werden. Wieder abgekühlt, scheinen die Motive im Glas zu schweben.

Knopfdruckwerkstatt

In der Schleiferei ist auch eine Knopfdruckwerkstatt zu finden. Glasknöpfe werden in meist in Heimarbeit seit dem 16. Jahrhundert produziert. Bei der Herstellung werden Glasstangen erhitzt und mit einer Zange die Knöpfe aus der heißen Glasmasse gedrückt. Auch heute wird dieses Handwerk noch ausgeübt.