Fulvio Bianconi: Figuren der Commedia dell'Arte, 1951.
Tradizione e innovazione
Glas aus Murano von 1945 bis 1970
26.10.2025 – 22.03.2026
Die 1950er und 1960er Jahre gelten als eine Phase der großen kreativen Leistungen des Glases aus Murano. Innovative Tendenzen der Vorkriegszeit entfalteten hier ihre Blüte: Mit dem Gestalter Fulvio Bianconi nahm ein neuer Stil seinen Ausgang, der sich durch einen spontanen und ironischen Umgang mit dem Material auszeichnet. Zugleich gelangte das handwerkliche Vermögen der muraneser Glasmacher zu atemberaubenden Ergebnissen. Die Objekte eines Archimede Seguso bestechen durch hohe Komplexität. So beschreiben die gezeigten Objekte das Spannungsfeld zwischen überlieferter Technik einerseits und den durch die Impulse der zeitgenössischen Kunst entwickelten Linien der muraneser Glasproduktion jener Epoche.
Die neue Sonderausstellung der Glashütte Gernheim vereint Werke vorwiegend privater Sammlungen. Sie spannt den Bogen zwischen Ercole Barovier, der als Glastechniker mit Glasqualitäten und Einschlüssen experimentierte, bis zu Fulvio Bianconi, der sogar mit den traditionellen Handwerkstechniken brach, indem er das Unperfekte zum Gestaltungsmoment erhob. Wesentlichen Anteil an diesem künstlerischen Aufschwung hatte Paolo Venini, der nicht erst seit den 1950er Jahren systematisch internationale Größen nach Murano einlud. Doch auch weitere große Manufakturen griffen diese Tendenzen auf, etwa Aureliano Toso oder Alfredo Barbini, der in höchster handwerklicher Präzision ausgeführte massive Objekte am Ofen gestaltete, die vollständig mit dem traditionellen Formenkanon brachen.